Geologie, Archäologie und alte Handschriften – Expertentag im Kreisarchiv
Am Sonntag, 27. Oktober, findet im Kreisarchiv in Bremervörde wieder ein
Expertentag für Geologie, Archäologie und alte Handschriften statt. Von 14 bis 17 Uhr
erfahren Besucher in Gesprächen mit Fachleuten des Bachmann-Museums
Bremervörde und des Kreisarchivs des Landkreises Rotenburg mehr über ihre Funde
und alten Dokumente.
Ob Fossilien, Steinwerkzeuge, Münzen oder bunte Keramikscherben – überall im ElbeWeser-Dreieck finden sich Spuren der Erd- und Menschheitsgeschichte: Manchmal sind sie
in Steinhaufen an Feldrändern verborgen, werden am Wegesrand zufällig von
Spaziergängern aufgelesen oder treten beim Umgraben im eigenen Garten zu Tage. Wie alt
diese Funde sind und was sie über die Geschichte unserer Region verraten, können die
Fachleute vom Bachmann-Museum Bremervörde oft schon auf den ersten Blick erkennen.
Beim Expertentag sind die Archäologin Meike Mittmann und der Geologe Ulrich Schliemann
bei der zeitlichen und inhaltlichen Einordnung von Fundstücken behilflich.
Auch handschriftliche Briefe, Tagebücher, Urkunden oder Postkarten aus vergangenen
Tagen sind in fast jedem Haushalt zu finden. Bei der Entzifferung und zeitlichen Einordnung
der Dokumente bieten Kreisarchivar Sönke Kosicki, Archivmitarbeiterin Anke Schriefer und
Historiker Dr. Henning Müller anlässlich des Expertentages ihre Unterstützung an. Mit alten
deutschen Schriften kennen die Drei sich aus, bei ihrer Arbeit im zentralen Archiv des
Landkreises Rotenburg haben sie täglich damit zu tun. Wie das Bachmann-Museum leistet
auch das Kreisarchiv einen wichtigen Beitrag zur Überlieferung und öffentlichen Vermittlung
der Geschichte der Region. Unterlagen privater Herkunft, Sammlungen zur Kreisgeschichte,
historische Pläne und Karten, Urkunden sowie eine umfangreiche Bibliothek ergänzen das
amtliche Archivgut.
Besucher werden gebeten, zum Expertentag nur einzelne Funde und Handschriften
mitzubringen.
Das Kreisarchiv ist am Veranstaltungstag von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Die Teilnahme ist
kostenlos. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Telefonisch ist das Kreisarchiv unter der
Rufnummer 04761/983 51 15 zu erreichen, kreisarchiv@lk-row.de. Die Museumsverwaltung
ist unter Telefon 04761/983 46 03 erreichbar, museum@lk-row.de.
Unser Tipp: Das Bachmann-Museum ist bei der Veranstaltung mit einem Büchertisch
vertreten. Besucher können dort Bücher und Postkarten zur Archäologie und Geologie der
Region, aber auch die Schriften „Den eersten sein Dot, den tweeten sien Not …“ über die
Moorkolonisation sowie „Auf in die Fremde“ zum Thema Auswanderung aus dem zentralen
Elbe-Weser-Dreieck erwerben. Zudem steht die regionalgeschichtliche Bibliothek des
Kreisarchivs für alle Interessierten offen.
(11.10.2024)
Gemälderestauratorin unterstützt Museumsteam
Der Landkreis Rotenburg bereitet für das Hauptgebäude des Bachmann-Museums Bremervörde eine umfassende Sanierung vor. Deshalb müssen alle dort untergebrachten Sammlungsobjekte der Stiftung Bachmann-Museum ausziehen. Bereits seit dem vergangenen Jahr arbeitet das Museumsteam an der größten Umlagerung in der Museumsgeschichte. Sie soll bis November abgeschlossen sein. In diesem Jahr wird das Museumsteam durch einige spezialisierte Experten unterstützt.
Dazu zählt die Restauratorin Jasmin Wollenhaupt, M.A., die sich zusammen mit ihrer Berufskollegin, Restauratorin Maja Rinck M.A., um alle Gemälde, Zeichnungen, Drucke und alten Bücher kümmert. In den vergangenen Wochen sind insgesamt etwa 1.000 Objekte durch die Hände der beiden Expertinnen gegangen.
Die Objekte im Bachmann-Museum haben Jasmin Wollenhaupt begeistert. „Die Sammlung ist beeindruckend vielfältig. Meine Kollegin und ich haben einen interessanten Einblick erhalten und trotzdem nur einen kleinen Teil gesehen. Neben den bekannten Kunstwerken wie dem Findorff-Portrait und dem Kupferstich von Matthäus Merian mit dem Bremervörder Schloss gibt es noch so viel mehr interessante Objekte. Es war jedes Mal spannend, sich mit einem neuen Stück aus der Sammlung zu beschäftigen. Da kamen immer wieder kleine Schätze zum Vorschein“, sagt Wollenhaupt und zeigt ein Ölgemälde, auf dem eine hügelige Heidelandschaft zu erkennen ist. Ein Blick auf die Rückseite verrät, dass es sich um das „Hügelgrab Nr. 18 auf dem Langenberg bei Sassenholz“ handelt. Der Steuerinspektor Emil Schache (1879-1969) hat es 1964 in Zeven gemalt. Im selben Jahr hat August Bachmann das Gemälde in seine Sammlung übernommen, soviel ist bisher zur Geschichte des Objektes bekannt. Der Grabhügel in Sassenholz ist seit dieser Zeit ein Bodendenkmal. Er stammt aus der Steinzeit oder Bronzezeit, sein genaues Alter ist noch ungewiss. Die ur- oder frühgeschichtliche Grabstätte liegt heute gut erkennbar in einem Waldstück.
Damit das Gemälde und alle anderen Objekte die kommenden Jahre gut überstehen, mussten Wollenhaupt und Rinck zunächst prüfen, ob ihr Zustand eine Umlagerung in ein anderes Gebäude zulässt. Die gute Nachricht: Für alle Sammlungsstücke aus ihrem Fachgebiet konnten die beiden Spezialistinnen grünes Licht geben. Inzwischen haben sie die Objekte gereinigt und für den Transport und die Einlagerung sorgfältig verpackt.
Jasmin Wollenhaupt, die sowohl für Museen als auch für Privatpersonen arbeitet, gibt noch einen Tipp, wie Kunstwerke in einem guten Zustand bleiben: „Eine große Gefahr für jedes Kunstwerk ist direkte Sonneneinstrahlung und zu viel Feuchtigkeit. Daher sollte man nicht nur im Museum, sondern auch zu Hause genau überlegen, wo ein Kunstwerk hängt, zum Beispiel nicht direkt am Fenster oder an der Haustür. Was mir besonders am Herzen liegt: Wenn wirklich mal etwas passiert ist oder man Veränderungen feststellt, dann bitte unbedingt zuerst einen Experten fragen. Im Internet kursieren zwar inzwischen viele Tipps, wie man sich selbst helfen kann, aber die können zum Teil großen Schaden anrichten.“
(06.09.2024)
Auszug der Objekte beginnt
Stiftung Bachmann-Museum räumt Gebäude
Mit der Umlagerung der Objekte vom Dachboden in die früheren Ausstellungsräume
im Erdgeschoss haben im vergangenen Jahr im Bachmann-Museum Bremervörde die
Vorbereitungen zum sanierungsbedingten Auszug aus dem Museumsgebäude
begonnen. In diesem Jahr stehen die Bestände im ersten Obergeschoss im
Blickpunkt. Während das Museumsteam und Spezialisten die Objekte nach und nach
auf den Auszug vorbereiten, ziehen die ersten sorgfältig gepackten Boxen bereits in
ein Zwischenlager um. Ermöglicht wird diese für das Museum bisher größte
Umlagerung durch die finanzielle Zuwendung des Landkreises Rotenburg (Wümme).
Nach außen liegt das Museumsgebäude ruhig im sommerlichen Museumspark, doch die
Museumsmitarbeiter und viele Spezialisten arbeiten auch in diesem Jahr weiter intensiv an
dem Ziel, alle Sammlungsobjekte aus dem Gebäude zu bringen. Museumsleiterin Ellen
Horstrup betont: „Es ist die größte Umlagerung in der langen Geschichte des Museums.
Insgesamt werden wir bis Ende des Jahres über 60.000 Objekte aus dem Museumsgebäude
in Zwischenlager in Bremervörde bringen.“ Die Sammlung sei der Kern des Museums, daher
müsse jeder Schritt professionell und vorsichtig erfolgen. „Ein so großes Projekt kann die
Stiftung Bachmann-Museum als Eigentümerin der Objekte nur mit der finanziellen
Unterstützung durch den Landkreis Rotenburg umsetzen“, erklärt die Historikerin.
Seit mindestens drei Jahren hat die Stiftung Bachmann-Museum gemeinsam mit dem
Landkreis Rotenburg (Wümme) und der Stadt Bremervörde nach einem geeigneten
Zwischenlager gesucht.
Im Frühjahr 2023 entschied man sich dafür, eine Gewerbehalle zu nutzen, die im Besitz des
Landkreises ist und von ihm zur Verfügung gestellt wurde. Bis dahin war die jetzige
Zwischenlagerlösung noch als saniertes und gemäß den konservatorischen Anforderungen
ertüchtigtes Hauptdepot angedacht. Der Landkreis baute die Halle in Zusammenarbeit mit
der Stiftung Bachmann-Museum um, so dass sie bis zum Neubau annähernd den
konservatorischen und versicherungstechnischen Anforderungen entspricht. Die Übergabe
des Zwischenlagers an das Bachmann Museum erfolgte im Mai 2024.
Im Museum starteten die Umzugsvorbereitungen schon 2022 mit der Räumung des
Dachbodens und dem Abbau der kompletten Ausstellung. Die leeren Ausstellungsräume
dienen seitdem als Lagerflächen für die fertig verpackten Objekte. Der Veranstaltungsraum
des Museums wird zur Unterbringung von Verpackungsmaterialien und Arbeitsgerät genutzt.
Bis vor kurzem stand die gesamte frühere Ausstellungsfläche voll mit grauen Boxen, in
denen sich die sorgfältig verpackten Museumsobjekte befinden. Auch im ersten Stock
türmten sich die beschrifteten Kunststoffbehälter in einem eigens dafür vorbereiteten
Bereich.
Etwa 800 Boxen mit archäologischen und geologischen Objekten, aber auch einige kleine
Möbel und Holzobjekte, Textilien und Gemälde sind mit professioneller Unterstützung durch
die Bremervörder Spedition Meyer schon in das Zwischenlager umgezogen. Ein detailliertes
Standortverwaltungssystem in der digitalen Museumsdatenbank ermöglicht es, die Objekte
an den neuen Lagerungsorten wiederzufinden. Nur so können in den kommenden Jahren die
wichtigen anstehenden Aufgaben des Museums wie etwa die Neukonzeption der Ausstellung
im sanierten Museumsgebäude weitergeführt werden.
Der Objektbestand, der sich bislang noch im Museum befindet, ist vielfältig: von Glas und
Porzellan über Metallobjekte bis hin zu Tierpräparaten und großen Möbeln. Daher wird das
Museumsteam weiterhin durch spezialisierte Restauratorinnen unterstützt, die sich in eigens
dafür eingerichteten Arbeitsbereichen um diese Bestände kümmern. Die Objekte werden
gereinigt und auf ihren Zustand überprüft, um zu erkennen, ob und wie sie transportiert
werden können. Anschließend werden sie für den Umzug und die Einlagerung verpackt.
Restauriert werden die Objekte nicht.
„Wir schätzen, dass wir noch einmal etwa 400 gepackte Boxen umlagern werden“, erläutert
Sammlungsverwalter Lothar Safier. „Dazu kommen dann noch die Möbel und alle anderen
Objekte, die zu groß für die Boxen sind.“ Aktuell bereitet sich das Museumsteam auf das
nächste Umzugsintervall noch im August vor.
(21.08.2024)
Ein Geschenk aus dem Jahr 1904
Vorstandshammer aus Museumsbestand erzählt vom Vereinsleben in Amerika
Vor genau 120 Jahren hat der Bremervörder Verein von Brooklyn sein 25-jähriges
Bestehen gefeiert. Aus diesem Anlass bekam er von dem Verein der Auswanderer aus
dem Amt Bremervörde in New York einen zierlichen Elfenbeinhammer geschenkt, der
heute zum Sammlungsbestand des Bachmann-Museums gehört. Das einmalige
Objekt erzählt von einem der bedeutenden Themen des zentralen Elbe-WeserDreiecks: der Auswanderung im 19. Jahrhundert.
Zwischen 1830 und 1914 wanderten nach offiziellen Zahlen etwa 22.000 Menschen aus dem
Elbe-Weser-Dreieck in die Vereinigten Staaten aus. Erste Station war für viele Auswanderer
die Metropole New York. Manche zogen von dort aus weiter und fanden in den ländlichen
Gebieten wie etwa in Cole Camp im County Benton in Missouri eine neue Heimat. Andere
blieben in New York oder einer anderen Großstadt.
Für die meisten Eingewanderten war der Neuanfang mit harter Arbeit und schlechten
Lebensbedingungen verbunden, aber auch mit der Chance, sich ein eigenes Leben
aufzubauen. Zahlreiche Frauen arbeiteten in New York als Dienstmädchen, die Männer
fanden häufig Arbeit im Lebensmittelhandel, der zum Beispiel in Brooklyn fest in den Händen
von Norddeutschen war.
Viele Deutsche organisierten sich in der neuen Heimat in Vereinen, die es zum Beispiel auch
für Auswanderer aus den Ämtern Rotenburg oder Bremervörde, aus Zeven, Bremervörde,
Lamstedt oder Selsingen gab. Das gesellige Beisammensein, die Erinnerung an die alte
Heimat und die Pflege der deutschen Sprache waren wichtige Ziele, die auch der 1879
gegründete Bremervörder Verein Brooklyn verfolgte. Wichtig war aber auch die
Unterstützung der Vereinsmitglieder: Kranke und arbeitsunfähige Mitglieder bekamen eine
wöchentliche finanzielle Unterstützung, Hinterbliebene erhielten Sterbegeld. Darüber hinaus
unterstützte der Bremervörder Verein Brooklyn auch „Notleidende in Bremervörde“, das
Deutsche Rote Kreuz oder die 1906 von einem Erdbeben betroffenen Mitglieder des
Bremervörder Vereins von San Francisco.
Der kleine Elfenbeinhammer war ein Jubiläumsgeschenk. Die „Brooklyner“ bekamen ihn
1904 zum 25-jährigen Vereinsbestehen geschenkt. Auswanderer aus dem Amt
Bremervörde, die in New York ebenfalls einen Verein gegründet hatten, überreichten das
Präsent in einer mit rotem Samt ausgekleideten Schatulle: „GEWIDMET DEM Bremervörder
Verein VON BKLYN 1879-1904 VON Amt Bremervörder Verein VON NEW YORK“, heißt es
in der Gravur auf dem Silberband, das um den Hammerkopf läuft.
Die Größe und die Form erinnern an die aus Holz hergestellten Hämmer, die bis heute in
Amerika bei Gericht zum Einsatz kommen, in Deutschland bei öffentlichen Auktionen.
Wahrscheinlich sollte er, der in der Museumsdatenbank als „Vorstandshammer“ aufgeführt
wird, bei den Sitzungen des Vereinsvorstands zum Einsatz kommen. Ob er jedoch je
gebraucht wurde, kann heute nicht mehr gesagt werden. Gebrauchsspuren zeigt das mit
Rillen und Wülsten verzierte, knapp 20 Zentimeter lange Sammlungsstück nicht.
Der Bremervörder Verein Brooklyn wurde 1962 nach fast 100 Jahren aufgelöst. Den
„Vorstandshammer“ und weitere Zeugnisse der Vereinsgeschichte schickte Otto Betke nach
Bremervörde mit der Bitte „um einen würdigen Platz für die Sachen in ihrem Museum zur
Erinnerung an ihre Landsleute in Amerika“.
„Der Hammer ist für das Museum ein ganz wichtiges Objekt“, betont Museumsleiterin Ellen
Horstrup. „Er erzählt vom Leben der Auswanderer in der neuen Welt, macht aber auch
deutlich, dass ihre Verbindungen in die frühere Heimat im zentralen Elbe-Weser-Dreieck
weiterhin bestanden – und in vielen Fällen bis heute bestehen. Ich hoffe, dass wir dieses
einmalige Objekt nach der geplanten Sanierung in der neuen Dauerausstellung zeigen
können.“
Unser Tipp:
Die Publikation des Museums mit dem Titel „Auf in die Fremde“ zur Auswanderung aus dem
zentralen Elbe-Weser-Dreieck ist im Museum und im Buchhandel erhältlich. Weitere
Informationen unter www.bachmann-museum.de.
(25.07.2024)
Neue Impulse für die Museumsarbeit
Treffen der Museen im Bachmann-Museum: Vertreter der Sammlungen im Landkreis Rotenburg pflegen Kontakte
Knapp 30 überwiegend ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nahmen am jüngsten Treffen der Museen und Sammlungen im Landkreis Rotenburg im Bachmann-Museum Bremervörde teil. Die Zusammenkünfte finden zweimal jährlich in wechselnden Museen statt. Die Vertreterinnen und Vertreter der verschiedenen Einrichtungen informieren sich über aktuelle Themen, tauschen Erfahrungen aus und pflegen Kontakte.
Aus allen Teilen des Landkreises kamen Teilnehmer in das Bachmann-Museum: aus Rotenburg, Sittensen, Fintel, Heeslingen, Selsingen, Gnarrenburg, Iselersheim, Hesedorf … Die weiteste Anreise hatte Bernhard Kolb, der als Vertreter für das Stuhmer Heimatmuseum in Bremervörde aus Wiesbaden angereist war und deshalb besonders herzlich von Museumsleiterin Ellen Horstrup, der Organisatorin der Treffen, begrüßt wurde. Die Gastgeberin gab zum Auftakt des Treffens vor dem Museumsgebäude einen interessanten Einblick in die Geschichte des Bremervörder Schlosses.
Anschließend begann das Tagungsprogramm mit einer Vorstellungsrunde, bei der ein jeder/eine jede von den Themenschwerpunkten und aktuellen Entwicklungen in den unterschiedlichen Einrichtungen berichtete. Es wurde deutlich, wie vielfältig die Museen und Sammlungen im Landkreis Rotenburg (Wümme) sind und mit wieviel Ideen und Begeisterung die meist ehrenamtlichen Kolleginnen und Kollegen sich engagieren.
Welche Möglichkeiten bestehen, finanzielle Unterstützung für diese Arbeit zu erhalten, stellte Dr. Moritz Geuther, Museumsberater beim Landschaftsverband Stade, am Beispiel dreier aktueller Förderprogramme des Landschaftsverbandes vor. Aus dem Topf „Regionale Kulturförderung aus Landesmitteln“ vergibt der Landschaftsverband Stade jährlich insgesamt rund 300.000 Euro an Vereine, kommunale Einrichtungen und andere privatrechtliche Träger. Hier sind bisher nur wenige Museen mit Anträgen vertreten. Die Förderung „Bewahrung von Museumsbeständen“ unterstützt jedes Jahr gezielt Maßnahmen zum Erhalt von Kulturgut in Museen im Elbe-Weser-Dreieck. Auch das „Niedersächsische Förderprogramm für kleine Kultureinrichtungen“ wird 2024 neu aufgelegt. Ausführliche Informationen zu allen Förderprogrammen und zur Antragsstellung gibt es auf der Website des Landschaftsverbandes, Für Fragen rund um die Antragstellung steht Moritz Geuther gerne zur Verfügung.
Im zweiten Vortrag ging es um die Frage, die für die Arbeit in jedem Museum wichtig ist: „Wie komme ich mit meiner Nachricht in die Zeitung?“ Frauke Siems gab praktische Tipps für eine erfolgreiche Pressearbeit. Die Mitarbeiterin für Öffentlichkeitsarbeit im Bachmann-Museum war viele Jahre Lokalredakteurin bei der Bremervörder Zeitung und erläuterte, wie man eine gute Pressemitteilung schreibt, was es formal sowie inhaltlich zu beachten gibt und welche Regeln für eine gedeihliche Zusammenarbeit mit den Zeitungsredaktionen sorgen. Sie empfahl eine sachlich-informative Sprache und „eine gewisse Distanz zur eigenen Einrichtung beziehungsweise Arbeit“. Fazit der Vortragenden: „Eine gut geschriebene Pressemitteilung erleichtert Journalisten die Arbeit und macht sie neugierig und ist damit die beste Voraussetzung, um in die Zeitungen zu kommen.“
Nach vielen Fragen, Anregungen und Diskussionsbeiträgen verabschiedeten sich die Teilnehmer bis zum nächsten Termin im Herbst. „Unsere Treffen stehen allen Interessierten offen, die im Landkreis Rotenburg eine Sammlung oder ein Museum betreuen. Sollte eine
Einrichtung bisher noch keine Einladung bekommen, kann sie sich gerne bei mir melden“, betont Museumsleiterin Ellen Horstrup.
Kontakt: Bachmann-Museum Bremervörde, Amtsallee 8, 27432 Bremervörde, Telefon 04761/983 46 03, museum@lk-row.de, www.bachmann-museum.de.
(30.05.2024)
Auf den Spuren des Bremervörder Schlosses
Internationaler Museumstag: Bachmann-Museum Bremervörde bietet Rundgang an
Das Bachmann-Museum Bremervörde bietet am Sonntag, den 19. Mai um 10.30 Uhr, anlässlich des Internationalen Museumstages einen Rundgang zur Geschichte des Bremervörder Schlosses an. Die stark befestigte Schlossanlage, die Ende des 17. Jahrhundert aufgegeben und abgetragen wurde, hat viele Spuren hinterlassen, die einen spannenden Einblick in die Geschichte ermöglichen.
Der Internationale Museumstag findet inzwischen zum 47. Mal statt. Die Museen in Deutschland laden in diesem Jahr unter dem Motto „Museen mit Freude entdecken“ mit einer Vielzahl von Aktionen und Veranstaltungen ein.
Bei einem Rundgang um das Bachmann-Museum erfahren die Teilnehmer Interessantes zur Bremervörder Schlossgeschichte. Bereits im Mittelalter stand am Übergang über die Oste eine Burganlage. Bis in das 17. Jahrhundert entwickelte sie sich zu der größten befestigten Schlossanlage des Elbe-Weser-Dreiecks. Sie war Residenz, Verwaltungsmittelpunkt und Festung der Bremer Erzbischöfe. Nach einer wechselvollen Geschichte im 17. Jahrhundert wurde die Anlage gegen Ende des Jahrhunderts aufgegeben und abgetragen. Nur das heute denkmalgeschützte Museumsgebäude, das als Kanzlei und Marstall des Schlosses errichtet wurde, blieb als Verwaltungssitz erhalten. Es ist heute das älteste Gebäude der Stadt Bremervörde.
Die ehemalige Schlossanlage und ihre Geschichte haben zahlreiche Spuren hinterlassen, am Museumsgebäude selbst und auf dem Areal um den sogenannten „Burgberg“. Museumsleiterin Ellen Horstrup lädt die Gäste am Pfingstsonntag ein, bei einem Rundgang einige dieser Spuren und damit die spannende Geschichte des Bremervörder Schlosses zu entdecken.
Die Veranstaltung findet am 19. Mai um 10.30 Uhr statt, Treffpunkt ist das Bachmann-Museum, Amtsallee 8 in 27432 Bremervörde. Die Teilnahme ist kostenlos. Die Ausstellung des Museums ist zurzeit geschlossen, Eingang, Museumsshop und Toiletten sind zu diesem Termin geöffnet. Weitere Informationen unter der Telefonnummer 04761/983 4603 und online unter www.bachmann-museum.de.
(03.05.2024)
Ein mächtiger Schlüssel erzählt Geschichte
Bachmann-Museum Bremervörde gibt Leihgaben zur Ausstellung im Kreisarchiv
Einige ausgewählte Objekte aus der umfassenden Sammlung des Bachmann-Museums Bremervörde sind am Sonnabend, 2. März, von 9.30 bis 17 Uhr, sowie am darauffolgenden Montag und Dienstag, 4. und 5. März, von 9 bis 16 Uhr, anlässlich des „Tages der Archive“ im Kreisarchiv Bremervörde zu sehen. Das Team um Museumsleiterin Ellen Horstrup freut sich, die Ausstellung „Von Festmählern, ,Trunkenbolden‘ und Hungersnöten“ unter anderem mit Flaschen aus der Bremervörder Schlossberg-Brauerei bereich
ern zu können.
„Die Idee des Kreisarchivs, neben den Dokumenten des Archives auch Objekte der Regionalgeschichte aus unserem Bestand zu präsentieren, hat uns gleich überzeugt“, erklärt die wissenschaftliche Mitarbeiterin Meike Mittmann. Das Bachmann-Museum hat zum im wörtlichen Sinne lebenswichtigen Thema „Essen und Trinken“, dem diesjährigen Motto des bundesweiten „Tages der Archive“, eine Reihe passender Objekte in seiner Sammlung.
Die Bierflaschen der Schlossberg-Brauerei lassen sich anhand ihrer unterschiedlichen Beschriftungen und mit Hilfe der Archivalien des Kreisarchivs datieren. Auch der mächtige Schlüssel zum Eiskeller der Brauerei wird zum „Tag der Archive“ im Kreisarchiv zu sehen sein. Er erzählt ein Stück Wirtschaftsgeschichte vor der Erfindung moderner Kühltechnik. Inhaber-Familie Reuning hat August Bachmann den Schlüssel 1932 für seine Museumssammlung übergeben. Bei der Übergabe der gut erhaltenen Artefakte an Kreisarchivleiter Sönke Kosicki freute sich Meike Mittmann über „die tolle Kooperation und den wissenschaftlichen Austausch mit dem Kreisarchiv.“ Beide Einrichtungen, Bachmann-Museum und Kreisarchiv, sind in ihrem Kern August Bachmann (1893 bis 1983) zu verdanken. Das Museum sammelt und bewahrt Objekte zur Geschichte des zentralen Elbe-Weser-Dreiecks. Ihre Erforschung wird unter anderem durch die Informationen aus den Dokumenten des Kreisarchivs ermöglicht.
(28. Februar 2024)
Winzig kleines Loch hilft bei hochkarätiger Forschung
Metallanalyse im Bachmann-Museum: Forscher untersucht seltenen Bronzedolch aus der Sammlung
Die Ausstellung im Bachmann-Museum Bremervörde ist geschlossen, eine umfassende Gebäudesanierung in Vorbereitung. Die Ausstellungsstücke ziehen in Kürze aus, doch hinter den alten Mauern geht die Forschung zur Geschichte des zentralen Elbe-Weser-Dreiecks weiter. Für einen 3.500 Jahre alten Dolch aus der Sammlung interessieren sich zum Beispiel gerade Forscher aus Mannheim.
Museumsleiterin Ellen Horstrup erreichte im vergangenen Jahr eine Anfrage vom Mannheimer Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie (CEZA) (siehe „Aktuelles Stichwort“). Der niederländische Archäologe und Doktorand Bart Cornelis forscht dort zu den frühesten Metallwaffen Norddeutschlands. Bei seinen Recherchen war Cornelis auf einen Dolch im Bestand des Bremervörder Museums gestoßen. Um mehr über die Fertigungsweise und die chemische Zusammensetzung der Bronzeklinge zu erfahren, bat Cornelis, dem 3.500 Jahre alten Dolch eine Probe entnehmen zu dürfen.
Ellen Horstrup und ihre Kollegin und Stellvertreterin, die Archäologin Meike Mittmann, mussten abwägen: „Unsere Aufgabe als Museum ist es, die Objekte unserer Sammlung für die zukünftigen Generationen zu erhalten. Eine Probenentnahme bedeutet aber einen Eingriff in das Objekt, eine kleine Zerstörung also“, erläutern sie. „Gleichzeitig ist das Museum dazu verpflichtet, die Sammlung zu erforschen und für Forschungen zur Verfügung zu stellen.“ Mit dem einzigen Fundstück aus dem Landkreis Rotenburg könne das Bachmann-Museum zu hochkarätiger Forschung beitragen und helfen, eine regionale Lücke in dem wissenschaftlichen Projekt zu schließen, erklären Horstrup und Mittmann. „Wir haben deshalb beide gern zugestimmt.“
Also reiste Bart Cornelis samt Spezialwerkzeug nach Bremervörde. In der Umgebung der Stadt war der knapp 25 Zentimeter lange Dolch vor über 80 Jahren gefunden worden. Insgesamt hat Cornelis in Nord- und Mitteleuropa 300 bronzezeitliche Klingen ausfindig gemacht. 180 davon wollen er und zwei weitere Kollegen des CEZA metallurgisch untersuchen. Die Fachleute wollen herausfinden, woher die ersten norddeutschen Bronzeklingen stammen, wer sie hergestellt hat und was sie über das Rohstoff-Handelsnetzwerk vor 3.500 Jahren verraten. Denn Bronze wurde als Legierung hauptsächlich aus Kupfer und Zinn gemischt, beides Rohstoffe, die in Norddeutschland nicht vorkommen. Auch, wo die Menschen der Bronzezeit die Metalle gewonnen und wie sie sie verarbeitet haben, interessiert die Wissenschaftler. Das fächerübergreifende Forschungsprojekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert.
Bei seinem Besuch im Bachmann-Museum hat Cornelis an der dicksten Stelle der Klinge mit einer Ständerbohrmaschine ein Loch von 1,5 Millimeter Durchmesser gebohrt und rund 50 Milligramm Bronzespäne entnommen. „Die Probe darf nicht verunreinigt werden, um die empfindlichen Kupfer-, Zinn- und Blei-Isotopenanalysen nicht zu beeinträchtigen“, erläutert der Forscher. Nach der Materialentnahme wurde das Loch mit einem farblich passenden Spezialwachs sorgfältig wieder versiegelt.
Nach einer guten Stunde hatte Cornelis Fotos und eine Beschreibung des Objekts im Laptop sowie die Probe im Teströhrchen. Er packte seine Utensilien zusammen und brach zum nächsten Museum auf. Auf diesem Wege lerne er viele norddeutsche Museen kennen, sagte er lachend. „Es freut mich, dass wir bei unserem Projekt so viel Unterstützung erfahren. Ich bin zuversichtlich, dass wir interessante Ergebnisse erzielen, denn wir sind die ersten, die die norddeutschen Klingen in so großem Umfang auf ihre gesamte chemische und isotopische Zusammensetzung hin untersuchen.“
Inzwischen ist der Bronzedolch wieder sorgsam verpackt. Das Museumsteam ist gespannt, welchen Beitrag der historisch bedeutende Fund für die Erforschung der Bronzezeit in Europa liefern wird.
Aktuelles Stichwort: Archäometrie
Unter Archäometrie sind alle naturwissenschaftlichen Methoden zu verstehen, mit deren Hilfe archäologische Fragestellungen geklärt werden. Dazu gehört auch die Archäometallurgie, also die Erforschung der Metallrohstoffe und Metallbearbeitungstechniken der Ur- und Frühgeschichte.
(24. Januar 2024)