Bachmann Museum sucht weiterhin Hinweise auf historische Kanonenkugeln aus Bremervörde

Historiker Andreas Schley mit einem Bruchstück einer hohlen Bombe. Hinter ihm sind Kanonenkugeln aus den Sammlungen des Bachmann-Museums zu sehen, die derzeit erforscht werden.

In den Sammlungen des Bachmann-Museums Bremervörde befinden sich über 100 Kanonenkugeln, die derzeit in dem Projekt „Erforschung und Erhalt Bremervörder Kanonenkugeln“ von dem Historiker Andreas Schley M.A. untersucht werden. Das Museumsteam vermutet, dass noch weitere Kanonenkugeln in Bremervörde existieren, die für das Projekt wertvolle Informationen liefern können.

Inzwischen haben sich über 20 Personen aus Bremervörde und Umgebung mit Hinweisen beim Bachmann-Museum gemeldet. Andreas Schley zeigt sich beeindruckt von dem Engagement: „Mit einer derartig starken Resonanz haben wir nicht gerechnet. Ich bin freudig überrascht über die Anzahl und Detailliertheit der Rückmeldungen. Die Menschen sind sehr hilfsbereit und schicken mir Fotos und Maßangaben ihrer Kugeln. Ein Herr ist sogar in den Supermarkt gegangen um seine Kugel zu wiegen.“

Laut dem Historiker handelt es sich bei mindestens acht gemeldeten Funden um Kanonenkugeln. Die Geschosse sind von den Besitzern selbst oder ihren Vorfahren bei Garten- oder Bauarbeiten ausgegraben worden. Innerhalb der Familien wurden diese archäologischen Entdeckungen oft von Generation zu Generation weitergegeben. Auch unter den Funden, bei denen es sich nicht um Kanonenkugeln handelt, gibt es interessante Stücke. Mehre Personen haben runde Feuersteine in ihrem Besitz, bei denen es sich um Fossilien handelt, die viele Millionen Jahre alt sind.

Die Kugeln haben eine unmittelbare Beziehung zur Bremervörder Stadtgeschichte. Im 17. Jahrhundert war das mit starken Befestigungen versehene Schloss Bremervörde mehrfach Schauplatz militärischer Auseinandersetzungen, bei denen Kanonen von entscheidender Bedeutung waren. Die Kanonen selbst sind nicht erhalten geblieben dafür aber ihre Munition. „Ein Ziel des Projektes ist es, möglichst viele Informationen über diesen besonderen Objektbestand zu sammeln. Meldungen von Kanonenkugeln helfen dabei die verwendeten Kanonentypen zu identifizieren und eine Karte der Fundorte zu erweitern“, fasst Andreas Schley den Zweck seines Aufrufs zusammen. Für das Projekt steht er mit Historikern und Archäologen aus dem europäischen Raum in Kontakt und betreibt Quellenforschung zu den in Bremervörde verwendeten Kanonen. Dabei wird immer deutlicher, dass die Menge der in Bremervörde gefundenen Kanonenkugeln außergewöhnlich groß ist. Jeder Anruf und weitere gemeldete Fund verstärkt diesen Eindruck noch weiter.

Um das Projekt umsetzen zu können, haben sich mit der EWE Stiftung, der Stadt Bremervörde, dem Ortsrat Bremervörde, der Archäologischen Gesellschaft im Landkreis Rotenburg (Wümme), der Kreisarchäologie Rotenburg (Wümme) und einer privaten Spenderin so viele Unterstützer gefunden wie bei keinem Projekt des Museums zuvor.

Andreas Schley und das Bachmann-Museum Bremervörde freuen sich auch weiterhin über Hinweise. Die gesuchten Kugeln bestehen aus Eisen, Blei oder Stein und variieren stark in ihrer Größe. Sie können so klein wie ein Tischtennisball aber auch so groß wie ein Basketball sein. Durch jahrelange Lagerung im Boden weisen die eisernen Geschosse häufig Rostspuren und manchmal auch Dellen auf. Ebenfalls interessant für das Projekt sind Bruchstücke eiserner Kanonenkugeln oder Splitter frühneuzeitlicher hohler Bomben.

Andreas Schley ist telefonisch im Bachmann-Museum unter der Nummer 04761-983 4611 oder per Email an andreas.schley@lk-row.de zu erreichen. Auf Grund des Corona-Virus weist das Museumsteam darauf hin, dass Objektbeurteilungen vor Ort nur nach vorheriger Terminabsprache möglich sind.